6.12. Aktive Investor Relations

Nach der Börseneinführung müssen das Interesse der Investoren aufrechterhalten und neue Investoren angesprochen werden. Dies ist nötig, um eine Optimierung des Unternehmenswertes bzw. der Marktkapitalisierung zu erreichen. Dazu bedarf es einer Finanzkommunikation, die über die gesetzliche Publizitätspflicht hinausgeht. Unter Investor Relations versteht man eine solche Finanzkommunikation, die anhand verschiedener Instrumente wie z. B. durch Roadshows oder Investoren- und Analystenkonferenzen versucht, Vertrauen am Kapitalmarkt zu schaffen, um Investoren zu binden und neue Investoren zu gewinnen. Um dies zu erreichen, sind aktive Investor Relations mit einer Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen nötig.

Bei einer Börseneinführung, bei späteren Kapitalerhöhungen sowie bei der Emission von Unternehmensanleihen steht das (börsennotierte) Unternehmen im globalen Wettbewerb um Kapital bzw. Investoren. Allein in Europa sind mehrere tausend Unternehmen börsennotiert. In verstärktem Maß sind professionelle Anleger europaweit auf der Suche nach unterbewerteten Unternehmen.

Um das Interesse bestehender Investoren aufrechtzuhalten und das Interesse neuer Investoren auf sich zu lenken, reicht es nicht aus, die börsenrechtlichen Publizitätspflichten (Publizitätsanforderungen nach Gesetz und Börsenordnung) zu erfüllen. Die börsennotierten Unternehmen müssen vielmehr eine aktive Kommunikationspolitik betreiben, indem sie über die kommunikativen Publizitätspflichten hinaus dem Kapitalmarkt freiwillig zusätzlich entscheidungsrelevante Informationen über das Unternehmen zur Verfügung stellen. Dies erfordert aktive Investor Relations.


Definition Investor Relations

Investor Relations ist eine zielgruppenorientierte, systematische und kontinuierliche Finanzkommunikation des Unternehmens, die an die Anforderungen des Kapitalmarktes ausgerichtet ist. Für die Kapitalmarktteilnehmer sind vor allem solche Informationen von Interesse, die den Erfolg und das Risiko des Investments signifikant beeinflussen.

Die Kapitalmarkt-Story stellt die kommunikationsstrategische Grundlage für das börsennotierte Unternehmen dar. Hiervon ausgehend sind u. a. Informationen über die vergangene, laufende und künftige geschäftliche Entwicklung des Unternehmens unter Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge sowie der wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen der zugehörigen Branche Gegenstand der Finanzkommunikation.

Es handelt sich letztendlich um eine Beziehungspflege zu den Teilnehmern des Kapitalmarktes, vornehmlich den Aktionären des Unternehmens.


Ziele der Investor Relations

Die Pflege von Kapitalmarktbeziehungen soll die optimale Finanzierung des Unternehmens – in guten und schlechten Unternehmens- und Börsenzeiten – sicherstellen sowie zu einer Senkung der Eigenkapital- und Fremdkapitalbeschaffungskosten führen.

Mit Blick auf die Investoren sollen aktive Investor Relations die Erwartungsbildung des Kapitalmarktes unterstützen und letztendlich eine Optimierung des Unternehmenswertes bzw. der Marktkapitalisierung bewirken.

Aktive Investor Relations

Um diese primären Ziele der Investor-Relations-Arbeit erreichen zu können, ist die Realisierung von vier Handlungszielen erforderlich:

  • Vertrauen am Kapitalmarkt schaffen und stärken

Das Ziel eines börsennotierten Unternehmens sollte sein, Vertrauen am Kapitalmarkt aufzubauen und vorhandenes Vertrauen weiter zu festigen. Um das Vertrauen der Investoren für ein langfristiges Investment zu erhalten, ist eine glaubwürdige Finanzmarktkommunikation erforderlich. Das Unternehmen muss in ernsthafter und fairer Weise die Kapitalmarktteilnehmer über Ziele, Strategien und Geschäftsverlauf informieren und die Änderung relevanter Annahmen und Parameter des Geschäftsmodells frühzeitig und proaktiv kommunizieren. Haben die Investoren Vertrauen in die Aktie des Unternehmens, wird sie stärker nachgefragt. Somit ist ein Bewertungspremium gegen den Branchenwettbewerbern (Peergroup) zu erreichen. Dies gilt auch dann, wenn es gelingt, durch gezielte Investor-Relations-Maßnahmen die Kursphantasie der Aktie zu beleben.

  • Geringe Volatilität des Aktienkurses

Ein weiteres Handlungsziel für eine effektive Finanzmarktkommunikation durch gezielte Investor-Relations-Maßnahmen ist, dass sich die Volatilität der Aktie so gering wie möglich ausgestaltet. Die Volatilität beschreibt die Schwankungsintensität eines Aktienkurses, dessen Kennzahl der Beta-Faktor ist. Auf der Grundlage vertrauensbildender Maßnahmen sollte eine Bindung der Investoren derart aufgebaut werden, dass diese bei Kursschwankungen des Aktienkurses ihre Aktien halten und nicht sofort verkaufen (Investoren-/Aktionärstreue). Auf diese Weise können Kursverluste abgefedert werden. Die Aktie wird im Verhältnis zur Entwicklung auf dem Gesamtmarkt kursstabiler.

Vorteil eines auf hohem Niveau stabilen Aktienkurses ist eine hohe Marktkapitalisierung des Unternehmens, wodurch die Gefahr einer feindlichen Übernahme verringert werden kann. Ist die Aktie des Unternehmens dagegen unterbewertet, weil die Börse bzw. die Investoren das in der Aktie steckende Kurspotenzial aufgrund
von Informationslücken nicht erkennen, besteht unter bestimmten finanziellen Rahmenbedingungen grundsätzlich die Gefahr einer feindlichen Übernahme des Unternehmens durch einen Wettbewerber oder Finanzinvestor. Investor Relations könnten in solch einem Fall einen Beitrag dazu leisten, durch mehr Informationen den Aktienkurs positiv zu beeinflussen und dadurch die Übernahmegefahr zu verringern.

Ein weiterer Vorteil eines auf hohen Niveau stabilen Aktienkurses besteht darin, dass bei Kapitalerhöhungen die Realisation höherer Ausgabekurse möglich sind, wodurch die Kosten der Eigenkapitalbeschaffung sinken. Dies erklärt sich damit, dass ein höheres Agio (Differenz zwischen Ausgabekurs und Nennbetrag der Aktie) zu einem erhöhten Liquiditätszufluss führt.

Niedrige Unternehmensbewertungen (z. B. Kurs-Gewinn-Verhältnis) führen in der Regel häufig zu Rückschlüssen auf die Qualität des Managements und stellen die Glaubwürdigkeit der Kapitalmarkt-Story des Unternehmens in Frage.

  • Investoren binden und neue Investoren gewinnen

Investoren werden dem Unternehmen nur Kapital zur Verfügung stellen (Neuemission, Kapitalerhöhung) oder dessen Aktien von anderen Investoren erwerben, wenn sie das Management-Team für geeignet halten, die Entwicklungspotenziale für das Unternehmen und dem Aktienkurs zu realisieren. Deshalb muss es das Ziel des Unternehmens sein, durch gezielte (freiwillige) Investor-Relations-Maßnahmen zu versuchen, den Mehrwert eines Investment in das Unternehmen den Investoren zu erklären und diese damit von der Kapitalmarkt-Story des Unternehmens zu überzeugen.

Auf diese Weise können bestehende Investoren an das Unternehmen gebunden und neue Investoren (u. a. internationale) gewonnen werden. Von Bedeutung ist auch, durch eine zielgruppenorientierte Finanzmarktkommunikation zu versuchen, diejenigen Investoren zu erreichen, deren Risikopräferenz zum Investment Case und Chancen-Risiko-Profil des Unternehmens passt. Gelingt dies, dann ist eine größere Investoren- bzw. Aktionärstreue wahrscheinlich.

  • Hohe Liquidität der Aktie

Für Investoren von Bedeutung sind die Liquidität des Marktsegments im Allgemeinen und die Liquidität der Aktie im Besonderen. Die Liquidität des Marktes und der Aktie muss die Gewissheit bieten, jederzeit größere Aktienpositionen eines Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können. Je größer diese Gewissheit ist, desto eher besteht die Bereitschaft der Investoren, in ein Unternehmen zu investieren. Die Liquidität der Aktie eines Unternehmens wird durch die Höhe des Streubesitzanteils bestimmt. Sofern die Aktie im Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse emittiert wird, ist ein Mindeststreubesitz von 25 % verpflichtend. Je größer jedoch der Streubesitzanteil der Aktie ist, desto attraktiver wird diese für Investoren.

Ausdruck der Liquidität der Aktie ist neben dem Streubesitzanteil auch das Handelsvolumen am jeweiligen Börsenplatz.


Zielgruppen der Investor Relations

Auf dem Kapitalmarkt lassen sich grundsätzlich vier Zielgruppen unterscheiden.

Eine erfolgreiche Finanzmarktkommunikation erfordert, die Kommunikationswege und Kommunikationsinhalte auf die jeweilige Zielgruppe sorgfältig abzustimmen. Die eigentliche Aufgabe von Investor Relations besteht deshalb darin, die entscheidungsrelevante Information vom Standpunkt der jeweiligen Zielgruppe aus zu formulieren und dabei die Kernbotschaft einheitlich wiederzugeben, wodurch die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in das Management-Team des Unternehmens gestärkt wird.

  • Institutionelle Investoren

In die Gruppe der institutionellen Investoren fallen vor allem Asset Manager, Banken, Versicherungen, Investmentfonds und Hedge-Fonds.

Institutionelle Investoren sind gegenwärtig der wichtigste Adressatenkreis für die Vermarktung von Aktien und Unternehmensanleihen. Sie übernehmen in der Regel 80 % bis 90 % des Emissionsvolumens, in Einzelfällen sogar nahezu 100 %. Dies führt teilweise zu einer verstärkten Einflussnahme der institutionellen Anleger auf die unternehmerischen Entscheidungen.

Die Anlagestrategie der institutionellen Investoren kann kurz- oder langfristig ausgerichtet sein. Dieser Aspekt sollte beim Börsengang oder bei der Durchführung von weiteren Kapitalmaßnahmen am Kapitalmarkt bei der Investorenauswahl Berücksichtigung finden.

Für die Aktienvermarktung kommen sowohl nationale als auch ausländische Investoren in Betracht. Innerhalb von Europa sind Großbritannien und Deutschland die wichtigsten Länder, die bei einer Aktienvermarktung eines deutschen Unternehmens adressiert werden (weitere relevante Märkte sind u. a.: Frankreich, die Schweiz und Skandinavien, bei größeren Transaktionen auch die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate).

Die Zielgruppe der Finanzanalysten stellt für institutionelle Investoren die primäre Quelle entscheidungsrelevanter Informationen dar.

  • Finanzanalysten und Rating-Agenturen

Die Finanzanalysten und Rating-Agenturen besitzen zwar selbst keine Aktien von börsennotierten Unternehmen, nehmen aber als Meinungsmacher Einfluss auf die Anlageentscheidung der institutionellen Investoren. Sie analysieren Wertpapiere und sprechen auf Basis ihrer Analyse Empfehlungen aus (z. B. „Kaufen“, „Verkaufen“, „Halten“). Die Analysen der Finanzanalysten sind für Privatinvestoren in der Regel „ungefiltert“ nicht zugänglich. Institutionelle Investoren erhalten auf der Grundlage des Researchs der Finanzanalysten einen Informationsvorsprung, den sie für den Erwerb oder den Verkauf der Aktie ausnutzen können, sofern diese vom breiten Markt noch nicht erfasst wurden.

Zu unterscheiden sind Sell-Side-Analysten, die für Broker und Wertpapierhandelsunternehmen arbeiten, sowie Buy-Side-Analysten, die Anleihen und Aktien analysieren und als Angestellte oder im direkten Auftrag institutioneller Investoren tätig sind.

  • Privatanleger

Der Zusammenbruch des Neuen Marktes Anfang 2000 („New-Economy-Blase“) hat zu einem erheblichen Vertrauensverlust bei den Privatanlegern geführt, so dass sich deren Nachfrage nach Einzelwerten (sog. Retail) in Deutschland deutlich vermindert hat.

Retailanleger verfolgen in der Regel eine langfristige Anlagestrategie. Ebenso wie bei institutionellen Investoren muss auch bei Retailanleger ein Interesse für den Erwerb der Aktie geweckt werden. Dies erfordert eine zielgruppenorientierte Marketingkampagne während des Börsengangs sowie eine zielgruppenorientierte Kommunikation nach dem Börsengang. Die Zielgruppe der Retailanleger ist für ein börsennotiertes Unternehmen am schwersten zu erreichen, da diese meist als Inhaberaktionäre auftreten und deshalb für das Unternehmen zunächst anonym bleiben.

  • Wirtschaftspresse/Finanzmedien

Die Wirtschaftsjournalisten bzw. Finanzmedien übernehmen – ebenso wie die Finanzanalysten und Rating-Agenturen – eine meinungsbildende Funktion. Für die Zielgruppe der Retailanleger stellen diese die primäre Quelle entscheidungsrelevanter Informationen für die Durchführung eines Kapitalmarkt-Investments dar. Deshalb ist es für börsennotierte Unternehmen wichtig, zu Wirtschaftsjournalisten eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Hierbei ist zu beachten, dass diese nicht nur Informationen der Öffentlichkeit zugänglich machen, sondern häufig auch selbst konkrete Empfehlungen weitergeben.


Instrumente der Investor Relations

Bereits während des Börsengangs muss eine effiziente und professionelle Investor-Relations-Struktur im Unternehmen aufgebaut werden. In der Praxis stellt die Investor-Relations-Abteilung unter Einbezug des PRManagers, des Vorstands (CEO) sowie des Finanzvorstands (CFO) die Schnittstelle zum Kapitalmarkt dar.

Ein auf die Finanzmarktkommunikation spezialisierter Berater kann bereits beim Aufbau der Kapitalmarkt-Story oder spätestens nach dem Börsengang in der Post-IPO-Phase der Investor-Relations-Abteilung beratend zur Seite stehen. Vor allem bei kleineren börsennotierten Unternehmen, für die eine Vollzeitstelle im IR-Bereich finanziell nicht sinnvoll erscheint, ist eine externe Investor-Relations-Agentur eine sinnvolle Alternative. Für die Investor-Relations-Arbeit stehen dem IRManager bzw. dem Unternehmen unterschiedliche Instrumente zur Verfügung. Von Bedeutung ist hauptsächlich der zielgruppenspezifische Einsatz der freiwilligen IR-Instrumente.

Gängige Praxis ist es, dass das Management (CEO, CFO) den Investoren und Finanzanalysten regelmäßig Gespräche in Form von Conference Calls oder One-on-Ones anbietet.

Conference Calls sind Telefonkonferenzen zwischen dem börsennotierten Unternehmen (Vorstand und IR-Manager) und Investment Professionals. Sie bieten die Möglichkeit, die Investment Professionals direkt über unternehmerische Entscheidungen oder Abweichungen von den Erwartungen der Kapitalmarktteilnehmer zu informieren, um Kursreaktionen zu antizipieren oder bestenfalls zu verhindern. Conference Calls bieten logistische Vorteile, da auswärtige Kapitalmarktteilnehmer auf diese Weise zeitnah erreicht werden können und dadurch deren Zeit- und Reiseaufwand deutlich reduziert wird.

Häufig wird den Konferenzteilnehmern vor Beginn des Conference Calls oder begleitend eine Präsentation zur Verfügung gestellt (per E-Mail oder im Internet). Von Bedeutung sind ferner Roadshows, bei denen das Management des börsennotierten Unternehmens (i. d. R. CEO, CFO und/oder IR-Manager) intensive Einzelgespräche (sog. One-on-Ones) mit Investment Professionals führt. Diese Gespräche werden klassischer Weise auch im Unternehmen oder im Rahmen von Investorentagen geführt oder können als Roundtable-Meetings, Breakfast-Meetings oder Kamingespräche initiiert werden.

Während einer Roadshow, die an unterschiedlichen nationalen und internationalen Finanzplätzen stattfinden kann, können innerhalb eines Tages eine Vielzahl von One-on-Ones wahrgenommen werden. Regelmäßige intensive Einzelgespräche mit Investment Professionals bieten dem Management die Möglichkeit, zu diesen eine langfristige persönliche Beziehung aufzubauen, um nachhaltigen Einfluss auf deren Loyalität und damit dem Wert des Unternehmens nehmen zu können.

Gegenüber Investoren- und Analystenkonferenzen werden One-on-Ones in einer eher privaten Atmosphäre geführt. Da die Investment Professionals untereinander konkurrieren, werden die wirklich kritischen und entscheidenden Fragen häufig nicht im Rahmen der Konferenz, sondern im persönlichen Einzelgespräch mit dem Management des börsennotierten Unternehmens gestellt.

Börsennotierte Unternehmen sollten grundsätzlich zwei Analystenkonferenzen pro Jahr durchführen, möglichst in unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Finanzergebnissen (z. B. Bilanzpressekonferenz, Geschäftsbericht), der Präsentation von Produktinnovationen oder der Ankündigung von Unternehmensübernahmen und Fusionen.

Sofern von Seiten der Broker und Wertpapierhandelshäuser aufgrund einer zu geringen Marktkapitalisierung und Liquidität kein Interesse besteht, das börsennotierte Unternehmen regelmäßig zu beobachten und Studien zu erstellen (Coverage), besteht die Möglichkeit, ein Research-Coverage über den Designated Sponsor oder bankenunabhängige Researchhäuser sicherzustellen. In der Regel handelt es sich bei diesen um erfahrene Spezialisten, die über einen langjährigen Hintergrund am Kapitalmarkt verfügen. Im Auftrag des Unternehmens gewährleisten diese ein neutrales und belastbares Coverage, das Investment Professionals für Anlageentscheidungen einen Mehrwert bietet.

Massnahmen im Unternehmen für aktive Investor Relations

Professionelle Investor Relations sind die Voraussetzung für die Akzeptanz des börsennotierten Unternehmens am Kapitalmarkt. Dies erfordert eine konsistente und glaubwürdige Kommunikation mit dem Kapitalmarkt über Strategien und Zahlen des Unternehmens. Das Transparenz-Gebot und die Nachvollziehbarkeit von Informationen stehen hierbei an oberster Stelle. Sofern das Unternehmen nicht über ausreichende personelle Ressourcen mit entsprechendem Erfahrungshintergrund verfügt, ist ein Outsourcing der IR-Abteilung zu prüfen.

Aktive Investor Relations bestehen nicht nur aus einem gelungenen Geschäfts-, Zwischen- oder Quartalsbericht, einem guten Internetauftritt oder der Organisation einer Hauptversammlung, wie das ein oder andere Unternehmen fälschlicherweise zu unterstellen vermag.

Aktive Investor Relations setzen eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen voraus, z. B.:

  • Finanzvorstand mit Kapitalmarkterfahrung
  • Formulierung, Umsetzung, regelmäßige Überprüfung sowie Anpassung einer Unternehmensstrategie (Equity Story)
  • Formulierung und Umsetzung einer Investor-Relations-Strategie – ggf. mit externer Unterstützung;
  • Einhaltung der Publizitätspflichten nach Gesetz und Börsenordnung (Mindestanforderungen)
  • Erarbeitung einer aussagefähige IR-Berichterstattung
  • Erstellung und Implementierung solider Planungstools (Unternehmensplanung) als Grundlage für eine aussagefähige Unternehmens- und Finanzanalyse für die Kommunikation mit Investment Professionals
  • Bereitstellung aktueller Unternehmenspräsentationen
  • Regelmäßige Teilnahme an Kapitalmarktkonferenzen (z. B. Deutsches Eigenkapitalforum der Deutsche Börse AG)
  • Regelmäßige Durchführung von Roadshows mit ausgesuchten Investment Professionals
  • Aufbau und Erhöhung des Research-Coverage durch Ansprache von Banken und/oder durch die Mandatierung eines bankenunabhängigen Research-Partners, um ein hohes Maß an Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt sowie neue Investoren zu gewinnen. Hierdurch kann ggf. der Aktienumsatz gesteigert oder auf einem bestimmten Niveau gehalten werden
  • Verschaffung eines Überblick über relevante Peergroups (Konkurrenzanalyse), d. h., wer ist die Konkurrenz (Strategie und Finanzkennzahlen) und welche Analysten covern diese. Eine derartige Analyse gibt u. a. Aufschluss über die jeweiligen Stärken-Schwächen-Profile der Konkurrenz. Diese Informationen helfen, eine IR-Strategie aufzubauen
  • Erhöhung und Sicherstellung der Liquidität in der Aktie durch die Mandatierung eines Designated Sponsors

Autor: Pierre Drach
PDF: Aktive Investor Relations